Studio Vierkant interpretieren "Die Eisenbahn" von Édouard Manet in Stuttgart

Heimspiel für das multidisziplinäre Design-Studio, das international an der Schnittstelle zwischen Design, Graffiti und Fassadengestaltung arbeitet: Nur wenige hundert Meter von ihrem Atelier im Stuttgarter Nordbahnhofviertel entfernt konnten sie im Rahmen von WALLS OF VISION eine rund 130m² große Fassade mit einer Interpretation von Édouard Manets berühmten Werk "Die Eisenbahn" bzw. "Le Chemin de fer" gestalten. Die Fassade wurde freundlicherweise von der VONOVIA zur Verfügung gestellt.

Édouard Manet (* 23. Januar 1832 in Paris; † 30. April 1883 ebenda) gilt als einer der Wegbereiter der modernen Malerei. Er war alles andere als ein angepasster Künstler - im Gegenteil, seine Kunst wurde zeitlebens nicht verstanden und daher gering geschätzt. Ausnahmen waren insbesondere jüngere Künstler*innen, die seine Kunst verstehen wollten und ihn teilweise wie einen Märtyrer verehrten. Seine Besonderheit: Er löste sich von der durch sorgfältige Modellierung hervorgerufenen Illusion, verließ sich ganz auf seine Augen und malte "einfach", was er sah... 

Manet spiegelte in vielen Werken das sich verändernde Gewebe der Stadt wider. Im konkreten Fall von ""Le Chemin de fer" ging es um den Einzug der Eisenbahn in das Weichbild des alten Paris sowie die verschiedenen sozialen und politischen Kräfte, welche die Stadtgeschichte formten. Statt der im Titel angekündigten Eisenbahn sieht man nur eine weiße Wolke, die von dem Mädchen im Bild gebannt - durch einen Zaun - betrachtet wird. In Interpretationen des Werkes wird die weiße Wolke oft als Sinnbild für "die Zukunft" verstanden. 

Das Stuttgarter Nordbahnhofsviertels ist eng mit der Eisenbahn verbunden, die von Mitte des 19. Jahrhunderts an rasant ausgebaut wurde. Heute befindet sich das Viertel im Aufbruch. Aber wo geht die Reise hin?

Das Kunstwerk von Studio Vierkant soll zum Nachdenken und zum Diskurs anregen: Ist die Zukunft für die Jugend offen oder
versperrt? Ist die Zukunft ein „blinder Fleck“ oder ein „weißes Blatt Papier“? Agieren die verschiedenen Generationen gemeinsam oder entgegengesetzt? Um den diskursiven Charakter zu verstärken, haben die Künstler den folgenden Ansatz gewählt: 

„Wir haben die Streben des Zauns gebogen, um »das Aufbrechen« bzw. »den Wandel« zu visualisieren. Durch das Austauschen des Hintergrundes mit einer Abstrakten Arbeit vermittelt die neue Komposition ein spannenden Mix aus unterschiedlicher Peinture. Unserer Meinung nach können wir am besten zu einem Impuls anregen, wenn wir das Gemälde von Manet durch eine abstrakte Arbeit ergänzen, die viel Spielraum für Interpretation zulässt.“ (Studieo Vierkant) 

Passend dazu wurde nicht irgendein abstrakter Hintergrund verwendet, sondern ein "Fenster-Bild" von Robert Delauney. Das „Fenster in die Zukunft“ sozusagen... 

Impressionen