Zweites großes WALLS OF VISION-Werk in Duisburg

Interpretation von Hendrick Goltzius Kupferstich „Gerhard Mercator“ durch Innerfields am Eckhaus Tibistraße 2/ Großer Kalkhof 18

Das Künstlerduo Innerfields hat im Juli 2023 eine Neuinterpretation des ikonischen Porträts von Gerhard Mercator, das ursprünglich 1574 als Kupferstich von dem niederländischen Maler Hendrick Goltzius gefertigt worden ist, als großflächige Fassadenmalerei am Eckhaus Tibistraße 2 / Großer Kalkhof 18 angefertigt. Gerhard Mercator (*1512 Grafschaft Flandern; †1594 Duisburg) war einer der bedeutendsten Gelehrten des 16. Jahrhunderts und ein bereits zu Lebzeiten berühmter Geograf und Kartograf, der heute vor allem als Erfinder des ersten Atlas bekannt ist. 1552 zog Mercator nach Duisburg, wo er seine bedeutendsten Werke wie u. a. die Weltkarte in Mercator-Projektion (1569) veröffentlichte. Diese erste Weltkarte stellte einen Meilenstein für die Entwicklung der Seefahrt in den kommenden Jahrhunderten dar. Die Grundlage für Mercators Hauptwerk, den Atlas, bildete eine umfassende, erst posthum veröffentlichte Kartensammlung, die vor allem auch aufgrund ihrer strikten Systematik, ihrer Einheitlichkeit und Präzision eine bahnbrechende Innovation auf dem Gebiet der Geografie darstellte.

Gerhard Mercator lehrte von 1559 bis 1562 Geometrie, Mathematik und Kosmologie am akademischen Gymnasium in Duisburg, das Vorläufer der Alten Duisburger Universität und des heutigen Landfermanns-Gymnasiums war. Die Räumlichkeiten des damaligen Gymnasiums waren rund um den großen Kalkhof und die Tibistraße angesiedelt und schlossen auch dieses Gebäude mit ein. Das Wohnhaus Tibistraße 2/ Großer Kalkhof 18 ist insofern nachhaltig und auf besondere Weise mit der Person und der Lehrtätigkeit Gerhard Mercators verbunden. Nur ein paar Straßen weiter eröffnete schließlich 1654 das Hauptgebäude der Alten Duisburger Universität seine Tore. Noch heute verrät der Straßenname „Universitätsstraße“, dass sich hier einst das Gelände der Universität befand. Ein besonderer Dank gilt daher der Gemeinschaft der Eigentümer*innen, die uns gestattet hat, das Kunstwerk an diesem speziellen Ort zu realisieren! 

Nicht nur durch Anlehnung der Bildkomposition an das bekannte Porträt Gerhard Mercators, sondern auch durch die Wahl dieser Hausfassade, wird dem berühmten Gelehrten gewissermaßen ein weiteres Denkmal gesetzt. Die Transformation des historischen Kunstwerks möchte den Blick der Betrachtenden jedoch vielmehr auf unsere gegenwärtige Lebenswelt und auf aktuelle, drängende Fragen bzw. Herausforderungen unserer Zeit lenken. So wählten Innerfields in ihrer Neuinterpretation statt des älteren Mannes ein Kind als Hauptfigur. Verbindende Elemente bleiben Globus und Zirkel, die auch auf Goltzius Porträt eine wichtige Rolle spielen. Im Gegensatz zu Mercator, der sich im Ursprungswerk innerhalb des ovalen Rahmens befindet, schaut das Kind von außen hinein, während es auf einem Tauwerk sitzt. Dieses Tauwerk ist einerseits ein Bezug zur historischen Seefahrt, für die Mercators Erfindung eine essenzielle Rolle spielte. Andererseits steht das Tau bzw. Seil für den Balanceakt, den das Kind vollziehen muss: Konzentriert bearbeitet es den Globus, um eine möglichst prosperierende Zukunft zu gestalten.

Innerfields thematisieren den Diskurs rund um Grenzen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten für die heranwachsende Generation: Von Grenzverwischungen zwischen realer und digitaler Welt über geopolitische Grenzverschiebungen, sozialen Grenzziehungen bis hin zum Überschreiten ökologischer Belastbarkeitsgrenzen… Die Welt befindet sich in vielerlei Hinsicht im Umbruch und stellt Kinder bzw. Jugendliche der heranwachsenden Generation vor die große Aufgabe, sich immer wieder aufs Neue in ihr zurechtzufinden...

Impressionen

Projektpartner: 

- Innerfields 

- TRANSURBAN